Fatal Underground #52 (Fanzine)

Fatal Underground #52

Meine Fresse! Leo vom Fatal Underground liefert uns schon die Nr. 52 seiner kleinen aber echt feinen Klolektüre. Als Neuankömmling auf diesem gefährlichen Terrain bin ich regelrecht begeistert, mit welcher Begeisterung und Ausdauer hier regelmäßig ans Werk gegangen wird. Das Ganze ist stilecht in bester DIY-Weise aufgezogen, und führt den interessierten Leser wieder etliche Jahre in die Vergangenheit zurück, als Kopierer noch echte High-End-Geräte waren und der laute, Kopfschütteln verursachende Metal so frisch (oder besser gesagt total verdorben, denn heute ist er ja richtig salonfähig geworden – selbst Aktentaschenträger schütteln ihre Krawatten zu zügellosen Rammstein-Rhythmen, während Wacken Open Air zu Karneval mutierte und sogar im Fernsehen übertragen wird) roch, wie der sonnenbeschienene Wald nach einem Frühlingsschauer. Das fette, fachmännisch kopierte und zusammengetackerte Heftchen im A5-Format hat es aber auch in sich: Schon das Cover mit dem Bloody Bischof dürfte alle Muttersöhnchen/-töchterchen und strammen Kirchengänger vom Fleck weg abschrecken sowie eine Horde Exorzisten auf den Plan rufen. Und der oberblasphemischer Inhalt sicherlich erst recht (obwohl es im Underground noch viel blasphemischere Heftchen für den eigenen Opferaltar gibt). Das Interview mit der kultigen, noch aktiven DDR-Thrash/Death-Metal Band Moshquito (die DDR-Metal-Szene scheint ja aktuell ein reges Interesse bei allen zu erwecken), welche hier viele kleine Anekdoten aus der Zeit vor und nach dem Mauerfall zum Besten gibt, eröffnet den Buchstabenreigen. Leo schreibt cool und locker vom Hocker, so wie ihm halt der Mund gewachsen ist, und genauso flockig wird ihm vom Interviewpartner geantwortet, wodurch ein natürliches sowie authentisches Gespräch entstanden ist. Genauso gut hätte dieses in irgendeiner Kneipe stattgefunden haben können.

Da war ein Zusammenhalt, den du heute nicht mehr findest. Ich erinnere mich sehr gern zurück, aber es ist müßig, den alten Zeiten nachzutrauern. Zeiten ändern sich nun mal, immer. Man muss einfach das Beste draus machen. In 30 Jahren sagen wir, wie geil es doch 2019 war…
– André von Moshquito

Des Weiteren wurden noch absolut fundierte Band-Interviews mit Meatknife (Brutalo Death Metal), Amokschlaf (melodischer Grind/Death/Thrash-Mix), Into Coffin (okkulter Death/Black/Doom-Mix), Incremate (Death Metal), Grendel’s Sÿster (kauziger sowie folkiger Epic Doom), Arkham Circle (Death Metal), Krud (Knatter-Metal), Duramater (Brutalo Death Metal/Goregrind) und Mournful Winter (Black Metal) geführt, alle gleichermaßen unterhaltsam, lesenswert und den Horizont definitiv erweiternd. Zur Auflockerung des Ganzen hat Leo zudem einen Plausch mit Stefan von Schattenmanns Publishings, dem Meister der Fanzines, abgehalten und den schwermetallischen Tausendsassa Dan Swanö noch kurz zum aktuellen Stand der Dinge befragt. Eine gefühlte Tonne an Rezensionen, die in mehrere stilprägnante Abschnitte wie z. B. „Musikalisch Tödliches“ oder „Musikalisch Dunkles“ bis hin zu „Musikalisch Sonstiges“ gegliedert sind, und noch einige sehr spezielle, teils lustige Inhalte runden das fatale Programm bestens ab. Die satten 114 Seiten sind berstenvoll gefüllt, zu einem geringeren Teil auch mit der Unterstützung einiger Gastschreiber. Ja, das ist Underground pur! Und dass auch der Underground eine wirklich starke Macht besitzt, macht die nachfolgende Aussage von Amokschlaf, deren Tape auch wir schon übrigens bei uns vorgestellt haben, mehr als anschaulich. In diesem Sinne: Support the Underground! Weiterhin und für immer!

Es gibt heutzutage natürlich unendlich viele Bands, da geht man schnell unter. […] Dank dir und deinen Kollegen von anderen Fanzines haben wir tatsächlich ein paar Leute erreicht. Ich war positiv überrascht darüber, wie ehrlich die Reviews zu unserem Tape waren, und wir haben uns den Arsch abgefreut, als dann auch Bestellungen reinkamen.
– Clay von Amokschlaf

Die Fatal-Underground-Hefte (die Nr. 53 wird schon im Dezember erscheinen) kriegt ihr für ganz schmale Moneten: Schreibt dazu einfach an fatalunderground_leo@freenet.de und lasst euren ausgehungerten Briefkasten endlich mal mit guter Kost füttern!