Krachmanifest #1 (Fanzine)

Krachmanifest #1

Als mit der zehnten Ausgabe des Hammerheart Fanzines überraschenderweise auch das Ende dieses beliebten und sehr ansprechenden Metal-Blattes angekündigt wurde, machte sich in allen Lesezirkeln eine gewisse Welle des Bedauerns breit. Aber schon die Natur lehrt uns, dass der unausweichliche Tod bzw. das Ende eines Lebensweges immer auch ein neues Leben bzw. einen Neuanfang bedeutet. So sind, wie bei einem abgeschlagenen Baum, aus dem Wurzelwerk des Hammerhearts direkt zwei neue und ähnlich einer Astgabelung sich unterschiedlich ausrichtende Magazine entwachsen. Das eine ist das unsrige grüne (bald auch in gedruckter Form erhältliche) Online-Mag Waldhalla und das andere das sich ausschließlich aufs Print fokussierte und im puren Old-School-Geiste erschaffene Fanzine mit dem Namen Krachmanifest, welches von Rayk Metze und Katja Pabel ins Leben gerufen wurde. Da die Nummer 1 des Krachmanifests bereits seit einiger Zeit komplett mit Punkt und Komma fertig ist, möchte ich dieses Blatt auch unseren Lesern, die bis jetzt vielleicht noch nichts von der Existenz dieses neuen Fanzines wussten, ans Metal-Herz legen.

Der sehr bewusst gewählte Titel sowie das unmissverständlich antispießige und eine gewisse Angriffslust ausstrahlende Cover-Artwork sagen direkt in einer glasklaren Sprache: Hier werden garantiert keine Gute-Laune-Drops (im klassischen Sinne gemeint) gelutscht! Stattdessen werden dem interessierten Leser Empfehlungen für astreine Lauschgranaten um die Ohren geworfen. Den Anfang macht ein Interview mit den Engländern von Wode. Dies ist eine Black-Metal-Band, die ich auch schon früher auf meiner ellenlangen Liste stehen hatte, die dann aber irgendwie in der Masse der täglich erscheinenden Veröffentlichungen untergegangen ist. Glücklicherweise hat mich Katja wieder an sie erinnert, wofür ich ihr danke! Danach folgen die Grindcorer Fiend, etwas was nicht auf mein persönliches Interesse stößt, da mich Grindcore nicht wirklich anspricht. Auch die weitere Riege der Interviewpartner (Violent Frustration, Graveyard, Sarinvomit, Cryptic Brood, Plastic Surgery Disaster und Sun Worship) lässt schnell erkennen, dass Rayk und Katja hier in erster Linie ihren eigenen musikalischen Vorlieben frönen (Was ja auch vollkommen richtig ist!), wodurch das Heft (logischerweise) nicht die Vielfalt des Hammerhearts, wo gleich mehrere Übeltäter mit sich zum Teil stark unterscheidenden Musikgeschmäckern am Werk waren, erreicht. Death, Grindcore und Black – das sind die bevorzugten Farben, die sich das Nürtinger-Duo auf die Fahne geschmiert hat. Wer mit diesen ebenfalls sein musikalisches Glück definiert oder sich selbst als open-minded bezeichnen würde, der ist im Kreise der beiden richtig gut aufgehoben. Qualitätsmäßig wird hier schließlich derselbe hohe Standard wie beim Hammerheart definiert. Das Interview mit Sarinvomit finde ich übrigens besonders amüsant, denn über Türken mit einem absoluten Hass auf jegliche Existenz und einer antireligiösen, den Islam miteinbezogenen Grundhaltung, die sich bei jedem auf der Welt ereignenden Unglück stets viel mehr Tote wünschen würden, liest man nicht alle Tage. Solche obercoolen Antworten erfordern direkt eine nähere Beschäftigung mit dieser Ausnahmeband. Bei mir hat dieses Interview zumindest voll gezündet…

Aufgelockert wird das Ganze durch die zweigeteilte Review-Rubrik, wo eine Menge an richtig geilem Scheiß, um es mal mit dem Vokabular von Rayk zu sagen, vorgestellt wird (und das ebenfalls ohne der klassischen Punktevergabe), einige Konzertberichte, der ausführliche Report über das Masters of the Unicorn Festival sowie ein Gespräch mit dem Label Rødel Records. Und das alles zu einem kleinen Obolus von nur 3 Silbermünzen plus Versand. Okay, optisch wirkt das Heft dann auch wie mit einem Kopierer selbstgemacht, schwarz-weiß mit unscharfen Fotos, doch dafür auch ohne jeglicher Werbung (nun gut, stattdessen gibt es ein paar beigefügte Flyer). Dies ist aber auch genau der Weg, den die beiden Initiatoren gehen wollten und nun mit einem nach vorn gerichteten Blick beschritten haben. Letztendlich kommt es ja auf den Inhalt an. Und an diesem ist nichts auszusetzen!

Bezugsquelle: Einfach eine Mail mit „Ja, ich will!“ im Betreff an krachmanifest@gmx.net schicken.