In Dornen – Heimkehr

In Dornen - Heimat

Auch nach mehreren Hördurchläufen bin ich mir nicht sicher, welche Metaphern ich am ehesten mit „Heimkehr“, dem im März 2022 erschienenen Album des Solokünstlers Wolfgang Kronsteiner, verbinden möchte. So sehr dieses Album auch zum Verweilen einlädt, zum Genießen an einem ruhigen Abend vor dem knisternden Kaminfeuer, so führt es mich doch viel weiter von meiner gewohnten Umgebung – meiner Heimat – fort, als es mir lieb ist.

Das meine ich gar nicht negativ. Es kann ein ungemein erdendes Erlebnis sein, von seinen gewohnten Pfaden fortgerissen und in unbekannte Gefilde getrieben zu werden. Diesem Zustand wohnt jedoch auch etwas unbestreitbar Beängstigendes inne. Vor allem, wenn die Orte, die man besucht, keine lichtdurchfluteten Auen sind. Wer Beständigkeit sucht, ist auf „Heimkehr“ verloren. Auf ruhige Momente folgen chaotische und schwer zu entwirrende Passagen; auf sanftes Flüstern folgen beklemmende Schreie aus dem Dickicht eines nachtschwarzen Waldes. Und das alles vor dem wagen Hintergrund des Themas Heimat.

Wie ein anarchisches Poesie-Album folgt „Heimkehr“ keinem auf den ersten Blick erkennbaren roten Faden. Für mich macht das den Reiz dieses schwer greifbaren Werkes aus. Manch anderer wird sich vielleicht gerade daran stoßen. Auf den Punkt bringt dies bereits der Opener „Hoamat“, der für sich bereits ein kleines Gefühlsgewitter ist und in seiner kurzen Spieldauer fast schon zu viele Ideen in sich vereinen möchte. Trotzdem: Irgendwie funktioniert das Konzept und keimt zu großartigen Momenten wie im ruhig-poetischen „Im Wald“, dem beklemmenden und doch melodischen „Einsamkeit“ oder im gnadenlos chaotischen „Nachts“.