Interview mit Mahlstrom Open Air (Frederick & Tim)

Mahlstrom Open Air
Im Sommer, wenn die Sonne so richtig brennt, gibt es doch nichts Schöneres als Open Air Festivals, oder? Ein kühles Bier unter freiem Himmel zu seiner live dargebotenen Lieblingsmusik, im Kreis seiner Freunde – ein höheres Ziel kann es für das Metal-Herz doch nicht geben! So ist es immer wieder schön zu hören, wenn ein neues, interessantes Open Air irgendwo heranwächst. Eines davon ist das bereits zweimal stattgefundene Mahlstrom Open Air, das am schönen Hertha See veranstaltet wird und mit einer „grünen“ Idee besticht. Um herauszufinden, was damit genau gemeint ist, wurden die beiden Veranstalter Frederick und Tim zum Sachverhalt von uns befragt.

Servus Tim und Frederick! Das erste, letztes Jahr über die Bühne gelaufene Mahlstrom Open Air wurde noch im Rahmen der Jubiläumsfeier der in Holzappel angesiedelten Hornschleiferei organisiert, nicht wahr? Nun ist das Fest in die zweite Runde gegangen und das Ganze scheint immer größer werdende Umrisse anzunehmen. Hat sich da etwa ein gewisses Eigenleben entwickelt? Oder steht das Festival immer noch unter der Schirmherrschaft der Hornschleiferei?

Tim: Hallo Adam, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für uns nimmst! Das letzte Jahr stand ganz im Zeichen des 10-jährigen Jubiläums von Fredericks Firma, der Hornschleiferei. Alles fing mit der Idee an, im kleinen Rahmen an einem Abend allen Weggefährten und Unterstützern der vergangenen zehn Jahre etwas zurückzugeben und Danke zu sagen. Aus der kleinen Feier wurde dann schließlich ein zweitägiges Festival mit rund 300 Besuchern. Nach dem überaus positiven Feedback hatten wir uns dann recht schnell entschlossen, die Idee des Mahlstrom-Open-Air-Festivals fortzuführen und weiterzuentwickeln – weiterhin eng mit der Hornschleiferei als Schirmherr verknüpft.

Da Du Frederick der Chef bei der Hornschleiferei bist, macht es natürlich Sinn Deine beiden Kindlein unter einen Hut zu stecken. Aber wie seid Ihr auf den grünen Gedanken gekommen? Beim diesjährigen Fest habt Ihr Euch den Zusatz „Das naturverbundene Metalfestival“ auf die Fahne geschrieben. Was genau steht dabei im Fokus bzw. wohin soll sich das entwickeln, wenn es nach Euren Wünschen gehen soll?

Frederick: Na ja, unser Orga-Team besteht aus naturverbunden Menschen. Wir gehen gerne wandern, sind gerne draußen und üben unterschiedlichste Hobbies im Freien aus. Die Natur zu schützen ist uns ein wichtiges Begehren. Aber natürlich passt das Motto auch perfekt zu unserem Festivalgelände mit der Bühne direkt am Hertha See und dem Campingplatz am Waldrand.

Tim: Wir hatten uns von Beginn an zum Ziel gesetzt, das Festival möglichst nachhaltig zu gestalten. So achten wir z. B. darauf, möglichst mit lokalen Lieferanten zusammenzuarbeiten und lokale Produkte zu nutzen, um die Lieferketten möglichst kurz zu halten und weitestgehend auf Einwegverpackungen und Plastik zu verzichten, um so von vornherein möglichst wenig Müll zu produzieren. Dieses Jahr hatten wir beispielsweise auch eine Mülltrennung auf dem Campingplatz getestet, indem wir neben normalen Müllsäcken auch gelbe Säcke für Kunststoffabfälle ausgegeben haben, was rückblickend betrachtet wirklich sehr gut funktioniere.

Frederick: Ein weiterer Teil des Gedankens ist auch, bei den Lebensmitteln, aber z. B. auch bei unseren Festival-Shirts auf Qualität zu setzen und Bio- & Fairtrade-Produkte zu nutzen. Ich denke, wir haben bereits einen guten Grundstein gelegt und wollen unser Bestreben im nächsten Jahr weiter optimieren. Weiterhin unterstütze ich im Namen des Festivals und meiner Firma das Baumpflanzprojekt „Trillion Tree Campaign“. Unser Ziel ist es, 100.000 neue Bäume zu spenden, die ersten 300 sind mittlerweile schon erreicht. Gerne wollen wir unsere Festivalgäste und Kunden meiner Firma dazu motivieren mit uns zusammen die 100.000 Bäume zu pflanzen.

Die Idee mit den Bäumen ist super und einfach nur unterstützungswürdig! Gerade jetzt, wo dermaßen viele Waldbrände grassieren, ob natürlich entstanden oder vorsätzlich von gieriger oder verblendeter Menschenhand gelegt, es ist schrecklich mitansehen zu müssen, wie unsere aller Lebensgrundlage zerstört wird! Vielleicht ließe sich diese Idee mit der Baumpflanzung direkt auf das Festival ausweiten? Zum Beispiel, dass jeder Besucher mit dem Eintritt ein paar Bäume pflanzt, oder dass man aktiv etwas unternimmt und gemeinsam etwas vor Ort einpflanzt oder etwas in der Art. Was meint Ihr? Metal for Future?

Frederick: Ja, darüber haben wir auch schon nachgedacht, und wir haben schon die ein oder andere Idee für das nächste Jahr. Doch aktuell stecken diese Ideen noch in den Kinderschuhen und sind von daher noch nicht spruchreif.

Da bin ich aber gespannt, was für Ideen da zur Reife kommen werden! Ein Aufruf an die Besucher, von vornherein möglichst keinen Plastikmüll aufs Festivalgelände sowie Zeltplatz anzuschleppen, wäre vielleicht auch ein guter Ansatz, meint Ihr nicht auch? Oder wollt Ihr dahingehend niemandem etwas diktieren? Denn eigentlich sollte man an den ganz gesunden Menschenverstand appellieren können, nicht wahr?

Tim: Wir würden uns freuen, wenn unser Bestreben auch unsere Gäste dazu anregt, etwas mehr darauf zu achten, was sie auf das Festival mitbringen. Ich glaube aber nicht, dass ein Verbot der richtige Ansatz ist, um dieses Ziel zu erreichen. Viel wichtiger ist es, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und Alternativen aufzuzeigen – damit erreichen wir im besten Falle nicht nur für den Zeitraum des Festivals, sondern auch darüber hinaus etwas Positives. Rückblickend waren wir in den letzten beiden Jahren schon sehr zufrieden: Der Abfall hielt sich in Grenzen und sowohl das Festivalgelände als auch der Campingplatz wurden nach der Abreise der Besucher in vorbildlichem Zustand zurückgelassen.

Wie war aber das allgemeine Feedback zu der „grünen Idee“? Wurde dies überhaupt irgendwie speziell zur Kenntnis genommen?

Tim: Ja, durchaus. Gerade in den Genres, in denen wir uns mit dem Mahlstrom Open Air bewegen, sind die Themen Naturverbundenheit und Umweltschutz für viele Fans eine Herzenssache. Entsprechend haben wir von Besuchern als auch von den Bands viel positives Feedback und Anregungen für die Zukunft bekommen.

Eine weitere Besonderheit Eures Festivals war die spezielle Darbietung einer Band mitten in der Natur. Dieser Event wurde von den Besuchern besser aufgenommen als von Euch erhofft, nicht wahr? Wird dies in Zukunft auch eine Fortführung erfahren? Oder wollt Ihr dies sogar noch ausbauen, um Euch dadurch stärker von den zahlreichen anderen Festivals abzuheben?

Frederick: Ich habe tatsächlich nicht mit so viel Zuspruch gerechnet. Es waren anstelle der geforderten 15 Personen sogar 93 Wanderfreunde, die mit uns zusammen auf den nahegelegenen Höchst gelaufen sind. Unser Genre ist naturverbunden, für viele ist es vielleicht nur ein Gefühl, eine geistige Verbundenheit, so habe ich gedacht. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass so viele Menschen mit uns früh aufgestanden sind und das Konzert in der Natur genießen konnten. Für mich persönlich war es immer sehr wichtig in der Natur zu sein und diese meinen Mitmenschen zu zeigen. Mein kleines Nebenprojekt mit ein paar Freunden aus Holzappel ist es, die alten Wanderwege rund um das Dorf wieder begehbar zu machen. Diese wurden in den letzten Jahren durch die zunehmend rücksichtslose Holzwirtschaft stark in Mitleidenschaft gezogen. Also ist es für mich absolut klar, dass die Wanderung zu einer Tradition werden muss!

Wollen wir es doch stark hoffen, dass sich das zu einer langlebigen Tradition entwickeln wird! Das dritte Festival ist mittlerweile auch offiziell von Euch bestätigt, so dass man sich den 17 und 18 Juli 2020 jetzt schon rot im Kalender anstreichen kann. Habt Ihr irgendwelche Wünsche in Hinblick auf die Musik? Vielleicht könnt Ihr auch schon irgendeine Band bestätigen? Und welche Voraussetzungen muss eine Band mitbringen, um sich für das Wanderkonzert bei Euch qualifizieren zu können?

Tim: Wir sind sehr offen in Hinblick auf die Bandauswahl – die Band sollte natürlich halbwegs in unser musikalisches Konzept passen, aber an erster Stelle muss uns einfach die Musik gefallen, schließlich sind wir auch nur leidenschaftliche Musik-Fans. Natürlich hegt aber auch jeder von uns den Traum, irgendwann mal eine seiner absoluten Lieblingsbands zu buchen – auch wenn das in den meisten Fällen noch utopisch ist. Für das kommende Jahr können wir aber schon mal verraten, dass wir mit Jörmungand, Munarheim und Thormesis drei sehr spannende Bands am Start haben werden. In den nächsten Wochen werden wir dann nach und nach den Rest der Aufstellung bekanntgeben – darunter auch die eine oder andere Band, die man hierzulande eher selten antrifft. Ihr dürft also gespannt sein!

Frederick: Auch wenn diversen Musikvideos nach zu urteilen eine Waldlichtung für Black-Metal-Bands das natürliche Habitat ist, glaube ich eher nicht, dass es bei unserer Wanderung gut funktionieren würde. Aber Spaß beiseite: Da wir außerhalb des Festivalgeländes technisch stark beschränkt sind, muss die Band ein Akustikset spielen – das ist es aber eigentlich auch schon mit den Anforderungen.

Das Dreiergespann aus Jörmungand, Munarheim und Thormesis klingt schon mal echt super und dürfte jetzt so einigen den Mund wässrig machen. Man darf also mehr als gespannt sein, welche Bands es noch auf die schöne, von leichter Seebrise umwehte Bühne diesmal schaffen werden. Interessant wäre vielleicht auch zu wissen, wie viele Besucher auf das Gelände überhaupt passen. Die Tickets werden doch bestimmt limitiert sein, oder?

Frederick: Eine Beschränkung der Besucheranzahl, zumindest von offizieller Seite, gibt es bis auf weiteres nicht. Wir sind auf jeden Fall noch weit von einer Limitierung entfernt. Wir entscheiden anhand der Vorverkäufe, welche Besucherzahl wir uns zutrauen und ob wir limitieren wollen. Natürlich ist es ein Unterschied ob man 200, 500, 800 oder 2000 Gäste auf dem Festival begrüßen darf. Wichtig ist für uns, dass der familiäre Charakter nicht verloren gehen darf. Wir sind jedoch sehr gerne eine Großfamilie und freuen uns über jeden einzelnen Gast. Die erste Limitierung werden wohl die Campinggäste erfahren, da wir nur eine begrenzte Anzahl an Zeltplätzen am Gelände zur Verfügung haben. Wir sind jedoch bereits dabei, die Zeltplätze zu erweitern.

Hoffen wir, dass sich nächstes Jahr noch weitere zusätzliche Gäste bei Euch am Hertha See einfinden werden! Es ist auf jeden Fall zu wünschen, dass sich Mahlstrom Open Air zu einem begehrenswerten Metal-Reiseziel entwickelt – die richtigen Ideen für eine spannende und herausfordernde Zukunft habt Ihr ja. Tim, Frederick! Danke Euch für diese Auskunft! Die letzten Worte sind natürlich Euch vorbehalten.

Frederick & Tim: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen und uns die Möglichkeit gegeben hast, unser Festival im Waldhalla-Magazin präsentieren zu können. Es ist schön mit Euch und Euren Lesern gleichgesinnte metallische Wandervögel gefunden zu haben, und es würde uns ebenfalls sehr freuen, wenn wir den einen oder anderen Leser mit diesem Interview für unser Festivalkonzept begeistern konnten.