Hallo Benoît, herzlichen Glückwunsch zu „Okta Khora“! Das Album gefällt mir sehr gut. Es ist ein sehr vielfältiges und komplexes Kunstwerk, das mich mit all seinen Details und Schichten wirklich überraschte, es ist eine wundervolle Reise, vollgepackt mit so vielen Dingen, die es zu entdecken gilt. Könntest Du unseren Lesern etwas mehr über das Konzept hinter dem Albums erzählen?
Hallo Sascha, vielen Dank für all diese Komplimente! „Okta Khora“ ist ein Neologismus, der aus der griechischen Sprache stammt. Okta ist Acht und Khora eine Art ursprüngliches Chaos. In unserer Interpretation ist Khora das Universum vor dem Urknall, ein leeres Universum, wenn man so möchte. Die Geschichte handelt von einer fremden Zivilisation, deren extremistische und messianische Religion sie glauben lässt, dass sie alle Dinge im Universum zerstören oder vielmehr vernichten müssen, um erneut den Okta-Khora-Zustand, der eine Reinigung und Wiederaufladung des Universums darstellt, zu erreichen. Sie glauben auch, dass sie sich derzeit auf ihrem achten Kreuzzug befinden. Ihre Zivilisation und Technologie wurden im Laufe der Jahrhunderte nur um dieses einzige und obsessive Ziel herum entwickelt. Irgendwann stellen andere Zivilisationen fest, dass etwas mit den „Okta Khoranern“ nicht stimmt, aber sie reagieren viel zu spät und müssen eine ziemlich verheerende militärische Niederlage hinnehmen, was wiederum bedeutet, dass das aktuell bestehende, aber schutzlose Universum im Grunde genommen der Zerstörung anheimfallen wird.
Ihr seid schon eine ganze Weile in der Szene und habt schon seit einiger Zeit hochwertige Outputs veröffentlicht. Wie habt Ihr Euch als Band entwickelt, und gab es wichtige Meilensteine, die Euch zu dem gemacht haben, was Ihr heute seid?
Es gab verschiedene Perioden in unserer Entwicklung. Am Anfang war Monolithe nur ein Ein-Mann-Nebenprojekt von Sylvain Bégot, aber als das erste Album aufgenommen werden sollte, versammelte er ein Team von Musikern um sich. Einige sind nur eine Weile geblieben, andere wiederum, wie ich, sind immer noch dabei. Monolithe wurde zwar seit dem ersten Album als eine vollwertige Band geführt, aber strenggenommen war es keine, da die meisten Beteiligten von einer Veröffentlichung zur nächsten wechselten und es sich nur um ein Studio-Projekt handelte. In dieser Konfiguration mit Gastmusikern haben wir vier Alben und zwei EPs aufgenommen. Das Ende dieser ersten und der Anfang einer neuen Periode wurde markiert, als wir uns 2015 dazu entschlossen haben, auf Konzertangebote zu reagieren. Ursprünglich wollten wir nicht live spielen, weil wir dachten, dass zu viele Anstrengungen und Mittel für eine Live-Darbietung unserer Musik erforderlich wären. Außerdem waren wir uns nicht sicher, ob unser Material in eine Live-Performance auch passen würde. Als wir jedoch richtig gute Angebote bekamen, ist uns klar geworden, dass es schade wäre, diese nicht anzunehmen, und dass solche Gelegenheiten vielleicht auch nicht wiederkommen würden. Also riefen wir unsere Freunde an, um eine komplette Band für die Aufnahme der Zwillingsalben „Epsilon Aurigae“ und „Zeta Reticuli“ und die folgende Tour auf die Beine zu stellen. Abgesehen vom Ausstieg unseres Sängers Richard Loudin im Jahre 2017 ist das Line-Up bis heute auch dasselbe geblieben.
Ihr scheint schon vorher und auch hier wieder sehr intensiv mit einem Oktologie-Konzept gearbeitet zu haben. Die Songs scheinen sich sogar in ihrer Dauer nach der Hälfte des Albums zu spiegeln. Was ist das Konzept dahinter und wie wichtig ist Science-Fiction in Eurem lyrischen Konzept?
Eigentlich steckt kein wirkliches Konzept dahinter. Wir spielen einfach gerne mit Zahlen. Unsere ersten vier Alben sind nur durchnummeriert, aber wir waren nicht die ersten, die sich solch eines simplen Vorgehens bedienten. Led Zeppelin z. B. haben dies auch schon so gemacht. Die Idee mit den gleichen Songlängen haben wir uns zu den Alben „Epsilon Aurigae“ und „Zeta Reticuli“ überlegt und diese dann nur noch weiter auf „Nebula Septem“ und „Okta Khora“ ausgeweitet. Bei „Okta Khora“ beabsichtigten wir zudem auch so viele Hinweise wie nur möglich auf die Position des Albums in unserer Diskographie unterzubringen. Science-Fiction war schon immer ein Teil unseres lyrischen Konzepts. Unsere Geschichten spielen immer im Weltraum oder irgendwo im Universum, aber sie beinhalten auch immer Botschaften über die sich auf der Erde abspielenden Ereignisse.
Wenn Ihr einem Außerirdischen aus dem fernen Weltraum Euren Musikstil erklären müsstet, was würdet Ihr ihm sagen?
Es ist eine musikalische Reise mit Höhen und Tiefen. Unsere Musik erzählt Geschichten, und wie in jeder Geschichte wird auch bei uns zur Tat geschritten, wobei wir auch gewalttätige Handlungen nicht ausschließen, aber es gibt ebenso Momente des Friedens, der Erleuchtung sowie der Introspektion.
Euer Stil hat sich im Laufe der Jahre ziemlich weiterentwickelt, neben den offensichtlichen Doom-Elementen gibt es eine Menge Melodien und Hinweise auf den Black und Post-Metal. Könnt Ihr uns etwas über Eure Einflüsse erzählen?
Unsere musikalischen Einflüsse haben sich seit den Anfangstagen von Monolithe kaum verändert, hauptsächlich sind es die britischen „Peaceville Three“ (Anathema, My Dying Bride und Paradise Lost), aber wir haben auf unserem Weg auch viel hinzugefügt: Metal im Allgemeinen, Classic Rock der 70er Jahre sowie elektronische Musik wie Synthwave/Darkwave… Es ist schwer, da alles aufzählen zu wollen…
Gibt es derzeit andere Bands, die Euch mit ihren jüngsten Outputs inspirieren?
Das kann ich nicht sagen. Wir hören viele verschiedene Musikrichtungen, alte wie neue, und alles, was wir hören, wird von unseren Gehirnen verarbeitet und kann uns auf die eine oder andere Weise beeinflussen.
Wie arbeitet Ihr einen massiven Song wie „Dissonant Occurence“ beim Songwriting aus?
Während wir das Konzept eines Albums entwickeln, wissen wir, dass wir mit unseren Songs verschiedene Dinge zu erzählen haben. Dieser spezielle Titel brauchte unterschiedliche Stimmungen, was auch beim Schreiben der Musik berücksichtigt werden musste. So haben wir mehrere Teile ausgearbeitet, welche alle Aspekte der Geschichte reflektieren, die wir im Lied unterbringen wollten.
Die aktuellen Zeiten sind für Bands recht schwierig, die gesamte Einkommensseite des Tourens wurde durch die Covid-19-Pandemie verdampft. Wie überlebt Ihr diese Situation als Band? Ist Touring eine Notwendigkeit für Monolithe?
Wir sind keine Band, die ein starkes Einkommen braucht, um zu überleben, weil wir alle einen Hauptjob haben. Trotzdem brauchen wir Geld, um die Produktion von Alben bezahlen zu können. Touring ist für uns keine finanzielle Notwendigkeit, aber wir genießen es immer und vermissen es von daher sehr. Diese Pandemie trifft uns hart, da alle unsere Pläne storniert oder verschoben wurden. Wir haben unsere letzte Show vor neun Monaten gespielt!
Habt Ihr denn trotz aller sozialen Distanzierungen und Einschränkungen bereits begonnen an neuem Material zu arbeiten?
Diese Situation hat all unsere Pläne durcheinandergebracht, weil wir nach der Veröffentlichung von „Okta Khora“ erst eine Pause vom Schreiben neuer Musik einlegen und uns zunächst nur auf das Touring konzentrieren wollten. Aber wenn man drei Monate lang nicht zur Arbeit gehen darf und nichts anderes zu tun hat, ist das Schreiben von Musik eine gute Möglichkeit, um sich die Zeit zu vertreiben. Also haben wir auch ein neues Album geschrieben, aber wir werden es wohl erst im nächsten Jahr aufnehmen.
In 2021 werdet Ihr Euer zwanzigjähriges Jubiläum als Band feiern. Habt Ihr etwas Besonderes für dieses Jubiläum geplant? Vielleicht eine Live-DVD oder Live-Performance eines kompletten Albums?
Wir haben viele verschiedene Ideen, um dieses Jubiläum würdig zu begehen, aber wir müssen noch diskutieren und sehen, was wir davon verwirklichen können. Dazu gehört die Aufnahme eines Live-Videos und die Wiedergabe eines Albums in seiner Gesamtheit. Wir werden also sicher etwas in der Art tun!
Euer Label Les Acteurs de l’Ombre Productions ist auch ein Experte für die Veröffentlichung hochwertiger Box-Editionen. Wird es evtl. auch neues Merchandise zum Jubiläum geben?
Mir ist diesbezüglich noch nichts bekannt, aber ich persönlich würde mich darüber sehr freuen. Zum Beispiel würde ich gerne eine Box mit unseren ersten vier Alben auf Vinyl haben, auch wenn ich nicht wirklich weiß, wie wir diese Songs auf mehrere Seiten zuschneiden könnten…
Zwanzig Jahre sind eine verdammt lange Zeit im Musikgeschäft. Was ist Eurer Meinung nach das Geheimnis einer solchen Langlebigkeit?
Eigentlich ist es ganz einfach: Wir sind immer noch hier, weil wir denken, dass wir immer noch etwas mit unserer Musik zu sagen haben. Die Inspiration ist auch immer noch da und gibt uns die Möglichkeit, gute Alben zu schreiben und zu veröffentlichen. Doch bevor wir eine schlechte Platte veröffentlichen, werden wir aufhören. Bisher haben wir aber immer positive, gute Rückmeldungen bekommen, besonders seit wir angefangen haben live zu spielen. Das treibt uns offensichtlich an weiterzumachen.
Gibt es noch Ziele, die Ihr auf der Erfolgs- oder künstlerischer Ebene erreichen möchtet?
Ja, wir haben viele Ziele. Wir hatten bereits viele Gelegenheit bei prestigeträchtigen Festivals und an einigen tollen Orten spielen zu dürfen, aber es gibt immer noch Unmengen an anderen Locations, die wir auch noch gerne aufsuchen würden. Wir haben bereits in vielen europäischen Ländern und sogar in Asien gespielt, aber es gibt noch drei weitere Kontinente, die wir gerne besuchen würden! Künstlerisch gesehen haben wir bereits ein Live-Album gemacht, was eines unserer Ziele war, aber ich würde noch gerne eine professionelle Aufnahme einer unserer Shows machen wollen. Auf einer anderen Ebene denke ich, dass das Schreiben für Filme sehr interessant sein könnte. Ich bin mir sicher, dass die Musik von Monolithe da gut passen würde.
Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast! Irgendwelche Ratschläge, Weisheiten oder Grüße für unsere Leser?
Danke für die Unterstützung! Wir ermutigen die Leser, die uns noch nicht kennen, sich unser aktuelles Album „Okta Khora“ mal anzuhören und uns zu berichten, was sie davon halten. Wir empfehlen unseren Followern auch, sich unserer Bandcamp Community anzuschließen, da wir seit kurzem exklusive Inhalte über dieses Medium anbieten. Und wir hoffen jeden von euch auf unseren zukünftigen Tourneen zu sehen!