Interview mit The Spirit (MT)

The Spirit
Wenn man sich das tolle Debütalbum „Sounds from the Vortex“ von The Spirit aus Saarbrücken reinzieht, dann könnte man stellenweise meinen, Dissection wären wieder auferstanden. Doch hinter dem nach Schweden klingenden Sound verbirgt sich weitaus mehr, nämlich ein nach vorn stürmender und recht vielschichtiger Black Metal, der die alte Zeit der 90er wiederauferstehen lässt. Um Näheres zu erfahren, wurde MT kurzerhand zum aktuellen Stand der Dinge befragt.

Moin Jungs! Vielen Dank für die Möglichkeit zu einem Interview. Wie geht es Euch, was macht die Kunst?

Soweit so gut! Es gibt momentan sehr viel zu tun, was die Vorbereitung auf die kommende Tour betrifft.

Mit Eurem Album „Sounds from the Vortex“ habt Ihr es in meine Top-Ten-Liste für 2017 geschafft, weil die Scheibe einfach nur gut ist. Natürlich lässt sie viele Hörer an die gute alte Zeit mit Dissection und ähnlichen Vertretern denken. Könnt Ihr diesen Vergleich noch hören und wie sehr wurdet Ihr von Jon und Co. beeinflusst?

Freut mich zu hören, dass unser Debüt es in Deine Top Ten geschafft hat. Ob man die Vergleiche noch hören kann oder nicht, das ist eigentlich egal, man kann sowieso nichts daran ändern. Es gibt bestimmt schlimmeres als mit einer der besten und prägendsten Band des Genres in einem Satz genannt zu werden.

Insgesamt waren es aber unzählige Bands, die uns irgendwie beeinflusst haben. Dissection ist natürlich eine davon.

Wenn ich richtig informiert bin, habt Ihr die Erstauflage Eures Debüts auf Eurem eigenen Label in einer Limitierung von 500 CDs und 500 Vinyls herausgebracht! Alles schon losgeworden? Hat Euch denn kein Label anfangs signen wollen? Das ist doch bei der Qualität Eurer Musik kaum vorstellbar, oder? Was denkt Ihr, woran kann es gelegen haben?

Durch das Re-Release von Nuclear Blast ist der Absatz der Eternal-Echoes-Version natürlich spürbar zurückgegangen. Die CDs sind aber so gut wie alle weg, von den Vinyls haben wir aber noch einige auf Lager, da diese ja auch erst ein halbes Jahr nach der CD veröffentlicht wurden. Warum keines der Labels, die wir angeschrieben hatten, an uns Interesse hatte, kann ich Dir nicht sagen, und das ist mir mittlerweile auch egal. Da müsstest Du schon mit den Leuten sprechen, die dort die Entscheidung getroffen haben.

Wie zeitig kam Nuclear Blast danach auf Euch zu? Die Neuauflage des Albums erschien ja nicht mal ein Jahr später! Und was ging bei Euch vor? Habt Ihr mit so einer, ich nenne es mal Schicksalswendung gerechnet?

Nuclear Blast hatte sich zwei Monate nach dem Eigenrelease bei uns gemeldet. Da wir die Labelsuche zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen hatten, waren wir natürlich etwas überrascht von Nuclear Blast zu hören, zumal wir denen nie unser Album zugeschickt haben.

Warum hat das wiederveröffentlichte Album unter dem neuen Label ein neues Cover spendiert bekommen? War das Eure Idee? Falls ja, mit welchem Hintergrund? Mir persönlich gefällt das Original besser, wenn ich es anbringen darf.

Musik hat auch meistens etwas mit Emotionen zu tun, und das verbindet man auch oft mit dem Cover-Artwork, speziell im Metal-Bereich. Wäre das neue Cover auf dem Eigenrelease gelandet und das alte Cover auf der Nuclear-Blast-Veröffentlichung, dann würdest Du es eventuell genau andersrum sehen. Ich will damit nur sagen, dass ich es sehr gut nachvollziehen kann, dass Leute, die uns schon vor dem Nuclear-Blast-Release kannten, das Artwork vom Eigenrelease bevorzugen.

Wir sind nach wie vor sehr zufrieden mit dem Artwork, welches Rebecca Wæik für die Erstpressung gemacht hatte, wollten aber für das Re-Release etwas Neues. Die Erstpressung sollte etwas Besonderes bleiben und sich nicht nur durch einen Labelcode unterscheiden. Daher hatten wir Costin Chioreanu mit einem neuen Design beauftragt.

Was bedeutet es für Euch persönlich von so einem riesengroßen Label wie Nuclear Blast angesprochen worden zu sein? Vor allem wo es sich bei diesem Label um jenes handelt, wo Dissection gut die Hälfte ihrer Veröffentlichungen herausbrachte!

Wir fühlen uns natürlich geehrt, dass ein so renommiertes Label auf uns zugekommen ist. Viel wichtiger ist uns aber, dass man in Donzdorf an uns und unsere Musik glaubt, ganz unabhängig davon, ob es ein kleines oder großes Label ist. Welche Bands früher bei Nuclear Blast waren oder es heute sind, das ist für uns nicht wirklich von Bedeutung. Das macht die Musik von The Spirit nicht besser und auch nicht schlechter.

Was hat sich denn bei Euch geändert, seit Ihr bei Nuclear Blast unterzeichnet habt? Wahrscheinlich spielt Ihr wesentlich mehr live, oder? Wie bekommt Ihr das mit euren Jobs hin? Ich hoffe, die Bandharmonie ist dadurch nicht ins Wanken gekommen.

Ich persönlich habe seitdem extrem viel zu tun, aber dessen muss man sich natürlich bewusst sein, wenn man bei einem so großen Label unterschreibt. Dadurch, dass wir nun viel mehr Leute erreichen, bekommen wir natürlich auch mehr Anfragen was Shows betrifft und werden zukünftig unsere Live-Präsenz auch ausbauen. Was aber nicht sonderlich schwer ist, da wir in den letzten drei Jahren nur 7 Konzerte gespielt haben. Was das Bandklima angeht, so gibt es da keine Probleme. Bei uns gibt es feste Regeln und jeder wusste natürlich vorher, dass mit dem Signing bei Nuclear Blast die Band mehr Aufmerksamkeit und Zeit beanspruchen wird.

Apropos Live-Auftritte… Ich habe Euch auf dem Party.San sehen dürfen und war einfach nur begeistert. Was hat Euch dieser Gig bedeutet und wie habt Ihr ihn empfunden?

Das Feedback vom Publikum war fantastisch und wir waren ein wenig überrascht, wie viele Leute wir ins Zelt ziehen konnten. Uns ist aber auch bewusst, dass, was unsere Leistung angeht, es noch Luft nach oben gibt. Und das werden wir bei den anstehenden Shows unter Beweis stellen.

Wie sieht Euer grober Plan für die nächsten fünf Jahre aus? Oder denkt Ihr noch gar nicht so weit in die Zukunft? Am neuen Stoff seid Ihr aber schon dran, wie ich mitbekommen habe. Könnt Ihr dazu schon etwas Konkretes sagen? Wird es thematisch in dieselbe Richtung gehen? Oder ist diesbezüglich eine Kehrtwende geplant? Wollt Ihr überraschen oder eher auf einer konstanten, Sicherheit versprechenden Schiene die Zukunft angehen?

Was die nächsten fünf Jahre angeht, so kann ich dazu nicht wirklich eine Aussage treffen, außer, dass wir weiterhin unser Ding durchziehen werden. In ein paar Wochen geht es erst einmal auf Europatour mit Hypocrisy und Kataklysm, und danach werden wir weiter am Songwriting für einen Nachfolger zu „Sounds from the Vortex“ arbeiten. In welche Richtung das Album gehen wird, das wird man sehen, wenn es veröffentlicht wird. Wir machen uns aber keine Gedanken darüber, ob wir es schaffen werden die Leute zu überraschen, oder ob das Album auf einer Sicherheit versprechenden Schiene aufgebaut sein wird. Wir werden, wie schon beim Debüt, ein Album erschaffen, mit welchem wir zufrieden und auf das wir stolz sein werden. Alles andere wird dann schon von alleine seinen Weg gehen.

Zum Schluss noch eine Frage zum Bandnamen: Warum The Spirit? Wieso gerade dieser Name? Wollt Ihr damit vielleicht den alten Spirit der 90er beschwören?

Das würde vielleicht passen, ist aber nicht der Fall. Wenn man sich unsere Musik anhört oder eine Live-Show von uns besucht, dann wird man merken, dass das einfach der perfekte Bandname für uns ist. Der Name lässt natürlich viel Spielraum für Interpretationen, genauso wie die Texte, was auch so gewollt ist.

Vielen Dank für Eure Zeit und weiterhin viel Erfolg für die Zukunft! Man sieht sich vor der Bühne!

Wir haben zu danken!