Andras – Reliquien…

Andras - Reliquien

Das erzgebirgische, schwarzmetallische Aushängeschild Andras – eine Band, die seit „Quest of Deliverance“, meinem ersten Kontakt mit ihrer Musik, mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gewichen ist – legt nach ihrem sehr gelungenen letzten Auftakt „Reminiszenzen…“ ziemlich zügig Feuerholz nach und lädt mit „Reliquien…“ zu einer geschichtsträchtigen Reise ein, die fast vollständig mit neu aufbereiteten Glanztaten aus den guten alten Tagen – genauer gesagt seit Anbeginn bis hin zum Jahre 2000 – aufwartet. Das natürlich in der geballten Spielstärke der neu aufgestellten Konstellation mit Khenaz am Mikrofon. Man darf sich also auf eine starke Rückbesinnung zu den Wurzeln gefasst machen. Und das mit einer fetten Produktion.

Den Anfang macht das Stück „Diabolical Christening“. Bereits auf den ersten beiden Demos sowie dem ersten Full-Length „Die Rückkehr der dunklen Krieger“ verbraten, soll es nun zum vierten Mal den Weg in die Gehörgänge der geneigten Hörer finden. Temporeiche Gitarren mit feierlicher Keyboard-Unterfütterung, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt und fulminant wie auf dem Erstling, machen diesen Song zu einer perfekten Wahl als Opener. Eine wirklich sehr gelungene Neuinterpretation, was für alle nachfolgenden Songs gleichermaßen gilt. Als nächstes wird uns „Dunwich“ vom zweiten Album „Sword of Revenge“ (dort allerdings unter dem längeren Titel „Burning Graves of Dunwich“ zu finden) serviert, ein Song, bei dem die episch arrangierten Chöre besonders auffallend sind. An dritter Position ist mit „Thy Last Redeemer“ das einzige neue Andras-Stück (vom Outro jetzt mal abgesehen) auf diesem Album zu hören. Mit knalligen Riffs gespickt, zieht der Titel sofort richtig stark an und zementiert noch einmal sehr eindrucksvoll den neu erreichten, hoch angesiedelten Maßstab dieser Kultband. All die Re-Arrangements sind selbstredend an diesen gitarrenlastigeren Stil angepasst, was sich in einem wirklich homogenen Gesamthörerlebnis niederschlägt. Als dann “In the Shadow of the Light” einsetzt, werde ich zu meinen frühen Black-Metal-Tagen zurückversetzt, und was soll ich sagen? Der Song killt nach wie vor und ist auch eines der besten Stücke von „Reliquien…“. Vor allem die markanten, punktierten Keyboard-Stiche sorgen hier für Atmosphäre pur! Dann geht es wieder weiter zurück in der Zeit: Vom gleichnamigen zweiten Demo kommt „Das Schwert unserer Ahnen“, ein sehr ruhiges Stück im Stile einer Lagerfeuererzählung, daher. Es bietet eine schöne Auflockerung in der von schnellem Schwarzmetall gepeitschten Klangwelt. Die nachfolgenden drei Stücke, „Flames of Hate“ aus „Quest of Deliverance“, „Die Vorboten“ vom ersten Album sowie „Cry of the Banshee“ aus „Sword of Revenge“ (dort noch als „Listen to the Cry of the Banshee” betitelt), geben noch einmal alles und hieven die Atmosphäre noch ein Stückchen höher, bevor es dann mit “Man of Iron” sehr episch wird. Auch Andras wagen sich an Bathory heran, hier sogar mit kräftiger Unterstützung von Alraun und Ragnfalt von Surturs Lohe, sicherlich wohlwissend, dass man Quorthon einfach nicht nachahmen kann. Dennoch ist eine recht gelungene Umsetzung dabei herausgekommen, und ehrlich, würde man nicht wissen, dass der Song ein Cover von Bathory ist, würde man hier aber auch nichts zu meckern haben. Nach dem Outro “Aufbruch” wird der Geschichtsunterricht beendet. Abschließend kann man nur sagen, dass hier alle Stärken von Andras zu einer starken, schweren Einheit zusammengebündelt worden sind. Und das tolle Cover-Artwork, das als ein kleines Poster dem Digipak beiliegt, hebt das Ganze auch optisch auf eine sehr hochqualitative Ebene.

„Reliquien…“ ist eine wirklich großartige Scheibe, die eindeutig aufzeigt, dass Andras noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Dieses Album kann deshalb als ähnlich wertvoll und interessant wie „Days of Purgatory“ von Iced Earth betrachtet werden. Zudem eignet es sich perfekt für alle Jungspunde und Neulinge, die Andras noch nicht kennen und sich etwas weiter in die Hölle des Metals vorwagen möchten. Und das kann ich jedem Unwissenden nur ans Herz legen!