Auch wenn man in Bezug auf seine Meinungen, Ansichten oder Vorlieben mit beiden Tretern felsenfest am Boden verankert ist, so ist es dennoch ratsam, gelegentlich über den für die eigene Persönlichkeit definierten Schönwetterhorizont zu spähen. Dies mir stets vor Augen führend, möchte ich wieder einmal aus unserem festgelegten Schema ausreißen und mit Arctic Winter eine nicht wirklich „chlorophyllhaltige“ bzw. naturbezogene, sondern vielmehr eine klassisch zu Werke gehende Metal-Band vorstellen. Ab und zu mag ich mir so eine aus zum größten Teil reinem Stahl gegossene Kugel auch wirklich gerne geben. Schließlich ist Einseitigkeit niemals gut, denn diese führt stets zu extremer Versteinerung bzw. Verfestigung auf der einen und zu mutationsähnlicher Verkümmerung auf der anderen Seite. Früher, in den guten alten Zeiten war sowieso alles anders; da wurde alles genommen, was einem unter die Linse kam, und anschließend hat man sich noch den nachhallenden Metal-Schmalz schnalzend aus den eigenen Ohren geleckt. Igitt, werden jetzt viele sagen, aber ja: Heavy-Metal-Attitüde hatte damals einfach nur dreckig zu sein! Und heute meint jeder Grünschnabel mit einem behaarten Schädel-Tattoo unter der Achselhöhle besser zu wissen, wie Heavy Metal zu klingen hat, anstatt das, was man aufgetischt bekommt, einfach so hinzunehmen wie es ist und das Beste daraus herauszuhören. Doch ich will hier niemanden an den Pranger stellen. Letztendlich ist der unstillbare, mit vielen Faktoren im Zusammenhang stehende Überfluss, mittlerweile auch an Metal-Bands und -Songs, für derartige Zustände verantwortlich. Als Metalhead sollte man aber dennoch stets den Kopf aufrecht halten und auf geistiger Ebene unerschütterlich im alten Spirit verweilen. Dermaßen gerüstet kann doch nichts schiefgehen und man kriegt immer etwas Spaß ab…
Arctic Winter sind ein Urgestein der Saaländer Metal-Szene. Seit 1989 (anfangs noch unter dem Namen Ascalar unterwegs) gibt es diese Combo schon, doch mit „Plek Meddl“ (was wohl für „Plektron Metal“ steht, denn dieses ist auch auf dem Cover abgebildet) wird erst das zweite Langeisen, erneut in Eigenproduktion hergestellt, in der langen Bestehungszeit veröffentlicht. An für sich nix schlimmes, denn Qualität sollte immer Vorrang vor Quantität haben. Ohne den Vorgänger „Uch Alder…“ aus dem Jahre 2012 (oder Anfang 2013) zu kennen, habe ich mir also ganz ahnungslos den „Plek Meddl“ mal reingezogen, und mir gleich ein paar Ohrwürmer eingefangen. Gleich der Titeltrack unterstreicht relativ gut den Stil der Band: Klassischer Heavy und Thrash mit etwas Black bis Death. Ist in etwa wie Möhrchen und Broccoli in der Fleischbrühe oder kleine Fleischstückchen in der Gemüsesuppe. In den Ohren entpuppt sich dieser komplementäre Kontrast als irgendetwas zwischen Venom und… Morgana Lefay vielleicht. Das passt ganz gut. Die Gitarren sind heavy und oft groovig, es wird geschrien und gekeift, wobei die zischende, giftig schrille Gesangsvariation, die wie der Biss einer Viper züngelt, dem Sänger Mic Winter am besten steht. Doch hört selber mal rein, z. B. in den Titeltrack, „7 Gates of Gondolin“, „A Glimpse of Hell“ oder den zweiten Part von „Interstellar Overdrive“, der mich von der melodischen Gitarrenführung her jedoch mehr an eine klassische Pagan-Nummer als eine kosmische Spritztour erinnert. Die Scheibe ist in der Tat recht vielseitig und deckt wohl viele Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder ab. Das wird für einige sicherlich ein zu bunter Cocktail sein, andere werden diesen aber gerade deswegen mögen. Und auch wenn das Album im internationalen Vergleich vielleicht etwas hinken mag, so ist „Plek Meddl“ dennoch eine echt coole Sache!