Asche der Welten – Chaos bricht aus

Asche der Welten - Chaos bricht aus

Asche der Welten vertonen mit „Chaos bricht aus“ den Abschluss ihrer ABC-Trilogie, welche mit „Ascheregen“ begann und in „Brennende Atmosphäre“ mündete. Die Trilogie zeichnet einen Epos der Zerstörung nach, begonnen bei einer dekadenten und im Untergang befindlichen Zivilisation, die nur noch in den Ruinen ihrer Blütezeit liegt, ihrem Verglühen in einem nuklearen Feuer und nun den Untergang und die Verzweiflung der Wenigen, welche die letzten Augenblicke miterleben müssen.

Limitiert und gebannt auf 111 Pro-Tapes zelebriert der süddeutsche Musiker Gerileme – der Künstler hinter Asche der Welten – nun den Untergang und die Hysterie, die unweigerlich nach den beiden apokalyptischen und verzweifelten Vorgängern Einzug halten müssen. Allen drei Werken ist eine gemeinsame Struktur zu eigen: Der erste Track stellt das eigentliche Epos dar, der jeweils zweite Track ist ein instrumentaler Ambient-Black-Metal-Song, der mehr einem Soundtrack ähnelt und in allen drei Fällen auch einem apokalyptischen Film wie „The Day After“ entsprungen sein könnte…

„Zusammenbruch“ zeichnet ein Bild einer dystopischen, zerrütteten Welt, welche längst in den Abgrund geglitten ist, und für die jede Rettung zu spät kommt. Der Protagonist reflektiert über den Punkt, an dem das sprichwörtliche Schiff kenterte, hinterfragt, wie es soweit kommen und die Anzeichen fehlgedeutet werden konnten. Schlussendlich ergibt er sich dem Ende und wohnt diesem bei. Schroffe, aber gut verständliche Schreie geleiten den Hörer durch die Fetzen einer vergangenen Welt, die Vocals tragen zu jeder Zeit zur kalten, blanken Verzweiflung bei. Wehmut und Reue liegen dennoch in der Luft. Melodischer und abwechslungsreicher als die beiden Vorgänger, so heißt es auf der Bandcamp-Seite von Asche der Welten, sei „Chaos bricht aus“. Und tatsächlich ist der Sound abwechslungsreicher ohne dem Black Metal auch nur ansatzweise den Rücken zu kehren. Aufgeräumter als das schroffe „Brennende Atmosphäre“ und sicherer und entschlossener als auf „Ascheregen“ geleiten die Gitarren den Hörer vorbei an brennenden Straßenzügen, ausgebrannten Gebäuden und harscher Finsternis.

„Am Rande des Abgrunds“ ist der zweite Song auf „Chaos bricht aus“. Und hier geht es noch mehr um den Aufbau einer eigenwilligen Ästhetik und Atmosphäre: Anstelle von Gitarren zeichnen hier Synthesizer Sounds eine entrückte und unwirkliche Szenerie der Verwüstung. Der Mensch scheint vollkommen aus dieser Welt entschwunden, Asche und nukleare Winde durchziehen die Reste von Stein und Beton, wirbeln Asche und Staub auf und treffen nur noch auf die verkohlten Überreste menschlicher Hybris. Nach „Zusammenbruch“ gelingt Asche der Welten hier tatsächlich der Spagat, totale Verzweiflung und zugleich eine eigenartig-bedrohliche und zugleich friedfertige Ruhe einkehren zu lassen.

„Chaos bricht aus“ ist so dicht und atmosphärisch, wie Ambient Black Metal vor dem Hintergrund von Krieg und Verzweiflung nur sein kann. Ein faszinierendes Werk, welches Lust auf die beiden Vorgänger macht und anregt, die komplette ABC-Trilogie am Stück zu hören, aber auch allein genommen für sich mit dem Überlangen „Zusammenbruch“ und dem cineastischen „Am Rande des Abgrunds“ in seine Welt zieht.