An dieser Stelle erfolgt eine wichtige Durchsage für alle Spätzünder und Langschläfer (wie ich es leider auch manchmal bin): Beltez (früher noch mit dem mittlerweile gekappten Zusatz „The True“, was als eine Hommage an Mayhem gedacht war, versehen) aus Köln haben sich schon vor über fünf Jahren ihr Zweitwerk „Tod: Part 1“ aus den Rippen geleiert, und dieser Abguss aus rostfreiem Black Metal ist ein sehr wuchtiges und schwergewichtiges Hammerteil geworden. Nur falls ihr das noch nicht wissen solltet…
Das eigentlich charakteristische dieser Welt ist ihre Vergänglichkeit.
– Franz Kafka
Wie der Titel sowie das wunderschön gezeichnete und stilecht in schwarz-weiß gehaltene Cover-Artwork es vermuten lassen, behandelt das sich aus fünf Stücken zusammensetzende Album einige Aspekte des Todes. Der Death Metal hat trotz seiner einschlägigen Bezeichnung glücklicherweise nicht die Monopolstellung auf die äußerst produktive Arbeit des Gevatters Tod, auch im Black Metal ist dieses allzeit aktuelle und irgendwann jedes Lebewesen betreffende Thema ein Dauerbrenner. Doch wogegen man im Death Metal sehr oft auf stark übertriebene und total kaputte, stückige Hirn-Gedärm-Phantastik und stumpfsinnig amputierte, monströse Ethik und Ästhetik setzt, befasst sich der Black Metal zumeist mit der Realität und den geistigen Qualen und Folgen des Todes, würde ich grobkörnig jetzt hier einstreuen. „Das schwarze Grab“ beschwört die Urängste des (vielleicht noch lebendigen) Begrabens, denn wer möchte schon freiwillig ins Grab? Musikalisch wurde dieser Song recht dissonant und wild umgesetzt, was vielleicht einer aufkommenden Panikattacke nachempfunden sein könnte. Beim darauffolgenden „Selbstmord“ (bitte nicht nachmachen!) ist es ein wenig anders. Dort wird unmittelbar ersichtlich, dass die Beltez-Horde aus echten Meistern der rhythmischen Fingergymnastik besteht, denn der Track ist sowas von zum Sterben schön! Wirklich schwungvoll, beherzt melodisch beginnend, birgt er eine sofort ansteckende Dynamik, der man sich unmöglich widersetzen kann. Dann, nach über drei Minuten, ein plötzlich einsetzendes, ruhiges Keyboard-Einsprengsel, gefolgt von einem alles niederwälzenden Riffmassiv, welches bestens zum Gang aufs selbstgebaute Galgentreppchen anstachelt (auch jetzt bitte nicht nachmachen!). Ja, so macht Sterben doch Spaß! Doch im Ernst, wer möchte da noch ans Sterben denken, wenn man stattdessen so geile Musik hören kann? Ob es das auch im Jenseits, egal ob Hölle oder Himmel, gibt? Ich wage es zu bezweifeln. Das neuneinhalbminütige „Selbstmord“ ist definitiv ein knalliger Black-Metal-Song, mit einem gewissen Killer-Faktor und richtig schön fies in den Ohren tobenden, die Knochen ansägenden Kreischgesang unterlegt. Die beiden kürzeren Songs „Endzeit“ und „Nagelfar“ (hier wird eine gewisse Nähe zu paganem Gedankengut ersichtlich) nehmen sich da auch nicht viel – auch hier spritzt das Herzblut in Fontänen aus den Venen. Die Band hat sich wirklich Zeit für diese Aufnahmen gelassen, sie hat sie aus Essenz lange gereifter Emotionen eingespielt bzw. den Versuch unternommen, wie es in dem vierseitigen Beiblatt zu lesen ist. Dieses Vorhaben ist außerordentlich gut gelungen, kann ich hier nur unterstreichen, während ich mir noch „Zu den Sternen blickend“ gebe. Dieser letzte und längste Song, ein über elf Minuten langes Monster, zeigt noch einmal alles, wozu die Band fähig ist. Höllisch gut!
„Tod: Part 1“ muss man kennen, oder noch besser immer griffbereit im Regal stehen haben, denn wenn das nicht der Lieblingssoundtrack des Rippers ist, dann weiß ich es auch nicht. Und wenn euch dieser mal aufsuchen sollte, dann könnt ihr ihn hiermit garantiert ablenken, um so vielleicht von seiner Klinge zu springen, haha… Ich hoffe, dass die Band dieses Konzept wieder aufgreift und uns irgendwann noch „Tod: Part 2“ vorsetzen wird. Themen gibt es da mehr als genug, denn alleine der Folterkatalog dürfte dicker als alle heiligen Bücher zusammen sein. Man denke nur an die Rattenfolter oder den Schwedentrunk… Alleine bei der Vorstellung wird man schon blass um die Nase… Ach ja, neben den fünf Tracks, enthält die physikalische Version des Albums noch das Cover-Stück „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ von Slime. Ganz nett, aber gegen die fünf eigenen Stücke von Haus aus ebenfalls etwas blass um die Nase. Zumindest für echte Black-Metaller.