Borgne – Y

Borgne - Y

Die Schweizer Borgne sind seit 1998 umtriebig und haben eine enorme Anzahl an Outputs binnen der letzten 20 Jahre vorgelegt. Auf „Y“ verwebt der Vordenker und Mastermind des Projektes Bornyhake atmosphärischen Black Metal mit kalten und bedrohlichen Industrial-Klängen. „As Far as My Eyes Can See“ gibt die Richtung mit Keyboard-Teppichen, vergleichsweise stumpfen Drums und respektablen Vocals vor. Die Atmosphäre ist zweifelsohne bedrohlich und vielversprechend. Allerdings nutzt sich der Wow-Effekt der industriellen Klangkulisse relativ schnell ab, klingen doch gerade die elektronischen Parts recht beliebig und austauschbar. „A Hypnotizing, Perpetual Movement That Buries Me in Silence“ kommt dann aus dem Nichts mit einer traurigen Atmosphäre und cleanen Vocals daher und spielt gekonnt mit den Erwartungen der Hörer.

Der experimentelle Faktor kommt auf dem Album nichts zu kurz, dennoch wirken viele Versatzstücke eben so, als hätte man versucht, den Bombast von Dimmu Borgir mit den Elektronica-Effekten von Massive Attack zu verrühren. Das klappt teils toll und mit Gänsehaut wie in „Qui Serais-Je Si Je Ne le Tentais Pas?“ oder lockt mich gar nicht hinter dem Ofen hervor wie in „Derrière les Yeux de la Création“. „Paraclesium“ ist dann mehr Trip-Hop als Black Metal, eher ein instrumentaler Elektro-Remix eines Black-Metal-Songs als harte Schwarzpappe – und das funktioniert bei mir erschreckend gut. Der überlange Rausschmeißer „A Voice in the Land of Stars“ ist dann noch mal ein Potpourri aus Ambient Black Metal, vollkommen deplatzierten Soundeffekten und andererseits tollen, stimmigen, finsteren und hypnotischen Riffs.

Borgnes „Y“ ist ein durchaus interessantes Experiment und funktioniert teilweise erstaunlich gut. Auf der Habenseite stehen sehr gute Black-Metal-Vocals und Cleangesänge, ein abgefahrener Genre-Mix, den man sonst nur bei der Hynpotic Dirge Records Truppe Netra findet, und nicht zuletzt ein gutes Gespür für Atmosphären. Nicht überzeugen können die ungewollt deplatziert wirkenden „klassischen“ Industrial Parts, die stumpfen Drums und die etwas karg produzierten Gitarrensounds. Black-Metal-Neudenker und alle, denen das Genre zu viel Einheitsbrei bietet, sollten dringend ein Ohr riskieren. Wer bombastischen Industrial über fett produziertem Black Metal sucht, wird mit „Y“ allerdings nicht glücklich werden.