Ereb Altor – Ulfven

Ereb Altor - Ulfven

Endlich ist sie da, die neue Ereb Altor! Das hübsche Digipak im A5-Format mit dem beigelegten kreisförmigen Patch ist schon eine Woche vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin am heutigen Tage (07.07.2017) bei mir eingetroffen, weshalb ich schon etwas früher in den Genuss dieses siebten Albums der schwedischen Nordmannen kommen konnte. Und wenn ich Genuss sage, dann meine ich es auch so! Im Großen und Ganzen haben wir es mal wieder mit einer sehr guten Scheibe zu tun, auch wenn Ereb Altor leicht von dem bisher verfolgten Weg abgewichen sind. Dies sollte jedoch als eine natürliche Weiterentwicklung betrachtet und nicht verunglimpft werden.

Ein Blick auf die Tracklist macht es direkt ersichtlich: Ereb Altor haben sich diesmal verstärkt auf ihre Muttersprache besonnen. Obwohl „verstärkt“ ist schon etwas zu viel gesagt, denn von einem einzigen Song auf dem Drittwerk „Gastrike“ mal abgesehen, waren all ihre bisherigen Songs auf Englisch verfasst. Das Intro „Völuspá“, das eigentlich eine kurze, von einer lieblichen Frauenstimme vorgetragene Erzählung ist (für Ereb Altor recht ungewöhnlich), geht direkt und schnurstracks auf dem neuen Weg voran. Im nachfolgenden Song „En synd svart som sot“ beschleicht mich aber jedes Mal das unbestimmte Gefühl, als ob Mats, Ragnar, Tord und Mikael sich anfangs noch nicht so recht sicher auf diesem heimatlichen und doch irgendwie neuen Terrain fühlten. Der Song geht mir nämlich mehr eckig als rund ins Ohr, egal wie oft ich ihn mir gebe (ist auch deshalb das schwächste Lied der Scheibe, meiner Ansicht nach). Doch bereits ab „Av blod är jag kommen“, dem nächsten Song, ist die vermeintliche Unsicherheit komplett entschwunden, man hat sich wohl endgültig festgelegt! Die vertraute Ausgewogenheit zwischen allen Bandmitgliedern, die harschen, von flüchtigen Melodien umspülten Riffs, die epischen Chorgesänge – da sind sie wieder, all die gewichtigen Trademarks, die Ereb Altors Musik auszeichnen und unverkennbar machen. Bei „The Rite of Kraka“ wird noch ein Zahn zugelegt, rasant und voll durch die Wand wird da nach vorn geprescht, so dass es sich anhört, als ob der Donnergott höchstpersönlich über das Himmelsgewölbe hinwegfegen würde. Einfach nur grandios! Danach kommt der Titeltrack „Ulfven“, welcher genauso mächtig abgeht, auch wenn er viel ruhiger und mit einer leichten folkigen Note angefärbt ist. Der hymnenhaft vorgetragene Gesang geht dabei wie purer Alkohol auf den nüchternen Magen geradewegs ins kochende Blut über und lässt den Ereb-Altor-Jünger in einen angenehmen Rausch verfallen, all seine heidnischen Vorstellungen über Walhalla und die nordischen Götter sich vor dem inneren Auge erhebend, während der Kopf sich wie von alleine zum Takt der Musik bewegt. „Wolfcurse“ ist wiederum etwas doomiger, schon fast wie ein Song von Isole, wäre da nicht der schwarzmetallische Ausbruch im Zentrum des Tracks. Bei „Gleipnir“ wird nochmals eine sehr feinfühlige Melodie aufgefahren, während das Album mit dem über zehnminütigen Track „Bloodline“, das wohl nicht unabsichtlich eine Verknüpfung zu Bathorys „Father to Son“ herstellt, zum epischen Finale kommt. Beim A5-Digi und der LP-Auskopplung gibt es zudem noch drei Bonus-Tracks, die auch noch einiges einreißen. „One With the Dark“ ist genauso schnell und furios wie „The Rite of Kraka“, „The Ghost“ ähnlich erhaben wie „Bloodline“, während „The Loss of Light“ eine Akustikversion eines Ausschnitts von „Balder’s Fall (The End Part I)“ darstellt. Ob episch, hymnisch, doomig, düster, rasant oder folkig – Ereb Altor kriegen alles unter einen Hut, was nur wenigen Bands dermaßen eindrucksvoll gelingt.

„Ulfven“ ist eine Scheibe, die sich auch Odin ganz sicher, auf Empfehlung seines Musikberaters Quorthon, für seine Hallen in Walhalla von seinen Raben auftreiben lassen wird! Und auch wenn sie an „The End“ oder „Fire Meets Ice“ nicht ganz herankommt, so ist sie an diesen Referenzwerken doch nah dran! Für Ereb Altor ist die Neuausrichtung, wenn man sie überhaupt als solche ansehen möchte, auf alle Fälle ein weiterer Schritt in die goldene Zukunft, die u. a. mit einem baldigen Auftritt auf dem Wacken Open Air honoriert wird (ob man dies nun gutheißt oder nicht, das sei jetzt mal dahingestellt). Prädikat: Höchst empfehlenswert!