Die Musik des finnischen, auf den Namen Havukruunu hörenden schwarz angehauchten Pagan-Metal-Projektes ist bisher absolut spurlos an mir vorbeigezogen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die ersten musikalischen Lebenszeichen der Band wurden zunächst ausschließlich in digitaler Form veröffentlicht, und für jemanden wie mich, der stets einen physikalischen Tonträger mit dem dazugehörigen Booklet inklusive Artwork und Texte haben möchte, war das reine Streaming nicht wirklich reizvoll. Erst mit dem ersten Full-Length-Album „Havulinnaan“ wurde etwas Greifbares über Naturmacht Productions herausgebracht. Während ich mich für diese CD nicht wirklich erwärmen konnte (Ganz gewiss deswegen, weil ich ihr nicht genügend Beachtung geschenkt habe. Ja, ich bekenne mich schuldig…), hat mich „Rautaa ja Tulta“, die zweite handfeste NP-Veröffentlichung von Havukruunu, gleich bei der allerersten Hörprobe augenblicklich in ihren Bann geschlagen.
Dabei handelt es sich bei „Rautaa ja Tulta“ (übersetzt heißt der Titel übrigens „Iron and Fire“) eigentlich um die erste (digitale) EP der Band, für diese Neuausgabe jedoch exklusiv um vier brandneue Tracks ergänzt. Eine tolle Idee, wodurch der Silberling nebenbei auch noch den Charakterzug eines vollwertigen Albums aufgedruckt bekam. Die neuen Songs zeigen die Band zudem von der allerbesten und abwechslungsreichsten Seite. Man höre sich nur „Maat Mennyttä Soi“ an, den siebten Song auf der CD, der – anders kann es wirklich nicht sein – aus purer Essenz dunkler finnischer Wälder zu bestehen scheint. Die rhytmische Gitarrenarbeit, die epischen Chorgesänge wie das Zusammenspiel zwischen den dunklen und unheimlich stark tönenden hellen Vocals von Stefan erschaffen hier eine hochkonzentrierte atmosphärische Verdichtung, die einfach nur ihresgleichen sucht. Die gesamte Scheibe schafft es spielerisch die raue und ungezähmte Wildheit der Natur einzufangen, ähnlich der Debüts von Ulver und Nàttsòl (im Titeltrack gut nachzuverfolgen zum Beispiel), was schon eine Kunst für sich ist. Eine freundliche, ganz und gar sonnendurchflutete Stimmung birgt lediglich der rein instrumentale, ehemals als Outro der EP fungierende sechste Track, der nun sehr passend das alte Material vom neuen trennt.
Wer die beiden oben genannten Referenzen in seinen vier Wänden vorfinden kann und auf sehr guten Pagan Metal im Allgemeinen wert legt, der greift hier blindlings zu. Leute, tut euch selbst und Naturmacht Productions den Gefallen, und kauft die Auflage dieses Albums leer! Das hübsche Digipak mit den wundervollen Motiven aus der Feder einer gewissen Heidi, welche das Auge nach Strich und Faden regelrecht verwöhnen, rechtfertigt dies noch zusätzlich. Aus meiner Sicht ein Must-have!