Kaatarakt – Echoes of the Past

Kaatarakt - Echoes of the Past

Ich will ehrlich sein, als ich das Cover der EP „Echoes of the Past“ von Kaatarakt sah, dachte ich bei mir: Gut, ist halt wieder eine Band, die Viking Metal macht und von raubenden Nordmännern singt, die sich abends dem Met hingeben. Das düstere Cover mit dem durch Feuerschein erhellten Drachenboot, jede Menge Raben am Himmel und einem Objekt im Hintergrund, das wahrscheinlich den Weltenbaum darstellt, ist aber auch wahrlich nicht frei von Klischees. Auf der anderen Seite muss Altbewährtes ja nicht unbedingt schlecht sein, und so hörte ich doch mal in die fünf Tracks starke EP rein.

Tatsächlich gestaltet sich auch der Einstieg in „Echoes of the Past“ klassisch. Ein mit folkigen Klängen untermalter Regenschauer wechselt relativ zügig und nahtlos in eine episch-feierliche Grundstimmung, die schon mal eine ganz passable Unterhaltung verspricht. Der Wechsel vom Intro in den ersten Track „The Gathering“ kommt dann mit ein paar Gitarren und Paukenschlägen und ergießt sich in einen Song, der ebenfalls ziemlich klassisch anmutet. Die grummelige Stimme von Sänger Marvin Brand macht dabei eine erfreulicherweise gute Figur, die Instrumente wandeln größtenteils im Mid-Tempo-Bereich, das Schlagzeug prügelt ordentlich, und irgendwie erinnert mich das Ganze an Ensiferum. „Màttr Ok Megin“ erkürt anschließend ebenfalls die Drums als Initiatoren und wirkt mit seiner Equilibrium-artigen Feierlichkeit sowohl losgelöst als auch ein bisschen langweilig – hier ist Nichts schlecht, aber eben auch Nichts neu genug, um aufzufallen. Trotzdem, der Song ist mit Sicherheit ein gutes Nackenmuskulaturtraining und gerade durch seine Bodenständigkeit einer der besten auf „Echoes of the Past“.

Soweit der Teil, der diese EP eigentlich so gar nicht von anderen Veröffentlichungen im Viking bzw. Folk Metal abhebt. Denn es sind gerade die letzten beiden Songs „Little Troll’s Tale“ und „Sunless Dawn“, die zwar ebenfalls guten Genrestandard bieten, aber auch die gewisse Portion Würze mit sich bringen, durch die „Echoes of the Past“ seine persönliche Note erhält. Ich weiß nur noch nicht, ob ich das gut finden soll oder nicht. „Little Troll’s Tale“ besitzt beispielsweise ein paar eingesprenkelte Passagen, die einen Renaissance-artigen Touch haben. Na ja, die Wikinger waren schließlich auch in Frankreich, warum also nicht? So ist der Song nichts Geringeres als interessant und zugleich stark gewöhnungsbedürftig. Ein Spagat, der schon anderen Bands half, sich von der Masse abzuheben. Kaatarakt schaffen diesen in meinen Ohren allerdings noch nicht sauber. Vielleicht liegt das auch an den Tempowechseln, die sowohl „Little Troll’s Tale“ als auch „Sunless Dawn“ kennzeichnen. Apropos „Sunless Dawn“, der letzte Song dieser EP besticht durch ein klimperndes Gute-Nacht-Lied-Intro und eine schwer zu greifende Befremdlichkeit. Dennoch vermag es der Song einen positiven Eindruck bei mir zu hinterlassen, auch wenn er insgesamt sperrig wirkt.

Nun, was bleibt also nach über 22 Hörminuten? Ich will ebenso ehrlich sein, wie zu Beginn: So ganz weiß ich das nicht. Auf der einen Seite sind es gerade die Elemente, die sich nicht von der Masse abheben und die teils deutlich an Ensiferum erinnern, welchen ich eine große Zukunft attestiere. So diese Elemente denn gut genutzt werden und ein Publikum begeistern können, das nicht ständig nach Neuem giert. Auf der anderen Seite finde ich die – obwohl nicht ganz stimmig mit dem Rest verwobenen – „experimentellen“ Passagen dieser EP durchaus spannend. Da kann man noch was draus machen. Und es zeugt von Mut zur Andersartigkeit.