Mavorim – Heimkehr

Mavorim - Heimkehr

Mavorims Auftakt auf der Split-Aufnahme „Memento Mori“ ist schon eine sehr gediehene und gut gereifte, vor Selbstsicherheit nur so strotzende Sache geworden, so dass es nicht lange dauerte, bis man Neues vom Einzelkämpfer P. zu hören bekam. Kaum ein halbes Jahr später, nämlich im März 2016, wurde ein Demo mit dem Titel „Heimkehr“ veröffentlicht. Das zunächst auch über Narbentage Produktionen als ein limitiertes Tape, und ein paar Monate später als eine nur 88 Stück umfassende CD-Auflage mit neuem Cover-Artwork und Logo über das russische Label Cold Breath of Silence. Und auch diese metallischen Ergüsse zeigen das Ein-Mann-Geschwader von der allerschwärzesten Seite.

Während das titelgebende Ambient-Intro noch irgendwie nach „Akte X“ oder, wie ich es bereits in unserem Interview mit P. angedeutet habe, nach zerbombten Neustädten klingt, wird man mit einem fast schon unmenschlich wirkenden Aufschrei kurzerhand zu „Was auf Erden wandelt“ übergeleitet. Rhythmische und im Fundament melodisch angestimmte E-Gitarren ertönen und überschatten zusammen mit dem leicht mit Hall unterlegten Kreischgesang die anfängliche Kopfszenerie. Es wird gewütet, gescheppert und gefetzt, und das nicht nur musikalisch, sondern vor allem auch lyrisch – es wird eine wohltuende Dämmerung heraufbeschworen, die den Black Metal immer wieder zu etwas Besonderem macht. Eine spartanische, jedoch absolut passende Ambient-Untermalung lässt den fahlen Mond am Firmament erscheinen, bevor dunkle Wolken diesen verschleiern, als „Entgleise aller Menschlichkeit“ sich danach den Weg in die Gehörgänge bahnt.

Was mir blieb ist der Hass, der Drang den Fehler zu töten,
Ausrottung aller Dinge, die mir den Glanz des Lebens nahmen.

Tape-Version von "Heimkehr"

Tape-Version mit alternativem Cover-Artwork

Die Stimmlage wird zunächst weniger kreischend, dafür aber um einiges dunkler, bis dann ein irrer Break einsetzt, der von einem anderen Songmuster und Tempowechsel geprägt ist. Und unter diesen wird dann erst einmal strikt und gewaltig durchmarschiert, bis nach der fünften Minute ein schroffer Ambient-Cut zu anfänglichen Songstrukturen zurückkehrt. Wirklich sehr gelungen inszeniert, weshalb ich diesen Track als das Herzstück dieses Demo-Albums ansehe. Album deshalb, weil es hier noch lange nicht zu Ende geht. Bei dem über acht Minuten andauernden „Kein Licht“ wird erst recht ein wahnwitziges Heidentempo aufgefahren, um einfach alles was geht derartig niederzutrampeln und in die Lichtlosigkeit zu befördern. Nach diesem triumphalen Gemetzel wird dann erst eine kurze „Rast“ eingelegt, nach der es dann zu den beiden letzten verbliebenen, richtigen Songs „Im Sterben vereint“ und „Träume“ geht. Da wird man nochmals wild aufgewühlt und melodisch verführt, und das vor allem ganz besonders bei „Träume“. Die dort gezupften Tremolos sind dermaßen genial aufpeitschend, dass man hier von einem echt perfekten Song und einem krönenden Abschluss sprechen kann. Mit dem Outro „Aufbruch“ endet das Demo ähnlich wie es angefangen hat…

Black-Metal-Liebhabern, die bisher noch nichts von Mavorim gehört haben, möchte ich nun auch zum Aufbruch raten, verbunden mit dem Aufstöbern nach den sehr rar gesäten Tonträgern. Es lohnt sich definitiv!