Mavorim / Totenwache – Verbrannte Erde

Mavorim / Totenwache - Verbrannte Erde

Und schon wieder muss ich eine meiner Aussagen leicht revidieren: Nachdem ich mal in einer Empfehlung erwähnt habe, dass Splits nur selten eine runde Sache darstellen, stolpere ich nun immer öfter über echt gelungene Gemeinschaftsauskopplungen diverser Bands. Eine brandaktuelle und sehr empfehlenswerte hört auf den Namen „Verbrannte Erde“ und geht auf das Konto der beiden recht frischen, doch von mir bereits jetzt schon hochgeschätzten Underground-Schwarzmetal-Kapellen Mavorim und Totenwache. Auf nur 100 CDs (Eigenproduktion) und 100 MCs (bei Worship Tapes ausgespien) wurden von jeder Band jeweils zwei mitreißende (in Intro und Outro verpackte) Songs gebannt, welche sich auf eine sehr individuelle Art und Weise mit der aktuellen Problematik über die voranschreitende Zerstörung unserer Mutter Erde durch den blinden, sich massenhaft ausbreitenden sowie geisteskrank auftretenden Menschen befassen bzw. eine mögliche und recht blutige Zukunftsvision an die Wand schmieren. Wenn man Black Metal und derartige Thematik bevorzugt, sollte man hier also nicht lange fackeln und sich das Teil sofort krallen.

Mavorims alleiniger Krieger P. wagt sich zuerst auf die „Verbrannte Erde“ (übrigens ein sehr passender Titel auch in Bezug auf den höllenheißen Sommer dieses Jahres). Mit der kirchenähnlichen Intro-Musik, welche, jäh von Kampfgeräuschen unterbrochen, mich dadurch sogleich kurz an den oft vorhandenen, stark konträren Widerspruch in den menschlichen Denk- und Handlungsweisen (auf der einen Seite sich als die „heiligen“ und die Hände in der Unschuld waschenden Kinder Gottes ansehend, auf der anderen wiederum mit blutigen Händen seine egoistischen Kleinhirn-Interessen mit allen Mitteln durchsetzend) sinnieren lässt, wird der erste Song „Krieger, voran!“ eingeleitet. Neben diesem sehr plakativen Titel, der einem direkt ins Gesicht springend auch von einer Band wie etwa Riger hätte stammen können, sticht beim gleichzeitigen Blättern im Booklet Mavorims neugestaltetes Logo (bereits das dritte) ins Auge. Mit einer geisterhaften Schrift und der Yr-Rune (u. a. Verwurzelung mit Mutter Erde; in dem individuellen Fall auch den Kreislauf von Leben und Tod bedeutend, wobei hier der Tod im positiven Sinne als reinigende Kraft angesehen werden sollte) verziert, scheint es die Ausrichtung von P. ideal einzufangen, nämlich eine moderne Interpretation alter Werte. Auf der zuletzt erschienenen Tape-EP „Der König ist tot“ (die auch noch in der kommenden, vierten Print-Ausgabe vorgestellt wird) hat sich dieser neue optische Wandel akustisch bereits angekündigt, wie ich nun untermauert behaupten kann. „Krieger, voran!“ wie auch „Ein ewiges Leben“ sind musikalisch jedoch, passend zur gewählten Krieger-Thematik, ein wenig direkter bzw. grobschlächtiger ausgeartet. Heftige Riffs und verbale, wütende Entschlossenheit signalisierende Gefühlsausdrücke sausen hier wie Schwerthiebe auf den Hörer hernieder, ohne die nach wie vor sehr präsent agierende Melodieschiene zu verlassen. Man darf sich irgendwie auf ein Schlachtfeld versetzt fühlen, alleine gegen die ganze Welt und sich auf diese Weise ein Denkmal für die Ewigkeit setzend. Ja, die Songs sind Ausdruck für einen starken Wunsch nach Individualität und Freiheit, nach den alten Werten, als das Wort eines Mannes mehr wert war als alles Gold der Welt, weg von den existierenden Zwangsjacken, die uns von der Politik, Industrie, Kirchen und vielen weiteren lügenden und eigennützig handelnden Institutionen aufgetischt werden.

Sehr passend zu diesen Gedankengespinsten kommt an dritter Stelle „Säuberung“ von Totenwache. Hier wird sogleich mit Hass und Wut gezürnt, gekrächzt und gefaucht, das aber auf eine sehr klassische Black-Metal-Weise. Der komplette, knapp über acht Minuten lange Track ist ein astreines, im Mid-Tempo voranschreitendes und sich von der allerbesten und angriffstauglichsten Flanke zeigendes Melodiemonster! Es zeigt die gleiche erhabene Klasse wie „The Defiled King“, der Song vom ersten Demo, welcher mich augenblicklich für diese Band in Flammen aufgehen ließ. Schön flirrende Gitarren und nicht zu aufdringliches, aber stets hervorstechendes und Akzente setzendes Drumming lassen zu jeder Zeit eine wohlfühlende Dunkelheit aufkommen. Bei der nicht zimperlich zur Tat gehenden Totenwache werden Leichen verscharrt, es wird mit dem parasitären Ungeziefer Mensch aufgeräumt, es ist ein großes Reinemachen, ein Austilgen, ein Herausoperieren eines großen Geschwürs, ein notwendiges Massensterben zum Wohle des Planeten und der gesunden Vernunft. Kurz gesagt: Einfach nur ein herrlicher Song und Black Metal at its best! Das zweite Totenwache-Lied mit dem englischen Titel „Treacherous Sorcery“ ist vom gleichen Schlag. Wenn auch einen kleinen Tacken weniger eingängig, so ist er etwas temporeicher und fabriziert mehr Druck nach vorne. Auch dieser Track weiß voll zu gefallen und wird euch garantiert Feuer unter den Füßen machen – der Name ist hier schließlich Programm. Lodernd knisternde Feuergeräusche, wohl von der leider immer noch brennenden und leidenden Erde herkommend, beenden bedächtig die in der Tat sehr gelungene Split-Aufnahme.

Fazit: Wie ich es erwartet habe, liefern hier beide Bands verdammt geiles Material ab! In meinen Ohren haben sie einfach alles, was Black Metal ausmachen muss und sind nun endgültig reif für eine Langrillen-Challenge. Bin zumindest sehr auf Weiteres gespannt!