Mit „Kompendium Historia de Revolution“ von Ritualia Hominis legt das liebevoll geführte, aufstrebende Label Schattenpfade bereits seine zweite hochwertige Eigenproduktion in kurzer Zeit vor. Bei Ritualia Hominis handelt es sich um ein Ein-Mann-Black-Metal-Projekt mit hohem Selbstanspruch. Nicht zuletzt die inhaltlich-musikalische Nähe zu Helrunar, welche einige Black-Metaller frohlockend aufhorchen lassen dürfte…
„Kompendium Historia de Revolution“ berichtet über die Revolutionen der europäischen Geschichte. Dabei eröffnet „1918“ das Album mit einer derben Riffwand vor dem Hintergrund der Weimarer Republik. Das geübte Ohr erkennt hier sofort den rauen, kalten und zugleich garstigen Sound, der klassische Black-Metal-Produktionen auszeichnet. Auch Einflüsse aus dem Doom Metal dürften hier mit eingeflossen sein. Äußerst stilsicher und von einer eigenen Ästhetik getragen, findet man sich sofort in den Song ein.
Ebenso in „Die Gedanken sind frei“. Hier ergehen sich Ritualia Hominis in der Symbiose aus Textfragmenten in Redeform und harschem Black-Metal-Geknurre, einem schön groovenden Schlagzeug und arpeggierten Akkorden auf der Gitarre. Eine bedrohlich kalte Atmosphäre zieht auf; viele Momente erinnern mich an die gänzlich unkitschigen und rohen Glanztaten der frühen Immortal.
„Blut im Februar“ ist verspielter, die Gitarre kriegt mehr Raum für schnelle Läufe, ohne aber je die Melodien über das herrschende Riff zu stellen. Am Schlagzeug wechseln sich immer wieder schnelle Double-Bass-Läufe mit finsteren und schwerfälligen Grooves ab, über denen die Gitarren kalt und majestätisch thronen.
„Freiheit vom Hambach“ verwebt wieder gekonnt Zitate und Historie mit schroffer Ästhetik. Dabei fällt vor allem die gute Verständlichkeit der Black-Metal-Vocals auf. Dadurch, dass die Songs nie ungestüm entfesselt und gedankenlos lospreschen, entsteht zur Mitte des Albums ein intensiver Sog ins Innere der Musik.
Mit „Galgen des Adels“ folgt nun ein Weckruf, der das ganze musikalische Spektrum von Ritualia Hominis aufzeigt. Ein sphärisches Intro leitet zu einem wilden Par-Force-Ritt durch klirrende Riffs über und mündet in einem finsteren Zwischenpart voll dystopischer Melodie und Getragenheit, bevor der Song ein pechschwarzes, doomig-grimmiges Ende nimmt. Ganz große Kunst!
„Was dann bleibt – Monumente der Zeit“ beginnt vollkommen unerwartet mit einer folkig angehauchten, gezupften Akustikgitarre. Erst nach knapp zwei Minuten verweben sich elektrische und akustische Gitarre, und der Hörer kann bereits erahnen, dass es von hier an düster wird. So gibt sich „Monumente der Zeit“ schwelgerisch harten Stakkato-Riffs hin, nur um immer wieder in düstere Melodien zu verfallen und für eben jene Spannungsbögen zu sorgen, die vielen anderen Black-Metal-Bands leider allzu oft abgehen.
Der letzte Song „Post MCMLXXXIX“ schlägt noch einmal gekonnte Spannungsbögen und lässt das Album mit einem einsetzenden Grammophon ausklingen, welches sich schwelgerisch und bedrohlich über die frostigen Riffs setzt und mit einer singenden Frauenstimme eine trügerische Sicherheit über die Szenerie legt.
Das Album „Kompendium Historia de Revolution“ von Ritualia Hominis macht alles richtig: Atmosphärisch dichter und thematisch anspruchsvoller, stilsicherer schwarzer Metal mit bedeutenden Riffs und bittersüßen Melodien, in einer aufwendig gestalteten Kartonage mit sehr ansprechendem Artwork verpackt. Die 100 Exemplare dürften blitzschnell vergriffen sein. Deshalb unbedingt zuschlagen!