Skyforest – Harmony

Skyforest - Harmony

Von heavy zu majestätisch: Die aktuelle EP von Skyforest mit dem Titel „Harmony“ stellt sich als filigranes Werk heraus, welches vollgepackt mit Emotionen ist. Doch trotz der tiefen Harmonie, welche den fünf Songs des Mini-Albums innewohnt, wird Künstler B.M. – der Mastermind hinter Skyforest – etliche seiner Fans ganz schön vor den Kopf gestoßen haben. Denn „Harmony“ ist nichts Geringeres, als ein gigantischer Stilwechsel. Ich sage bewusst Wechsel und nicht Bruch, denn trotz seiner Andersartigkeit im Vergleich zu den Vorgängeralben „Unity“ und „Aftermath“, behält auch „Harmony“ sowohl den ganz eigenen Skyforest-Stil, als auch die speziellen Eigenarten von B.M. im Allgemeinen bei. Trotzdem ist der Wechsel nicht geringer als krass zu bezeichnen: Von den harschen Klängen seiner Vorgänger hin zu einer eleganten Sanftheit, die zumindest in dieser Ausführung so gut wie keinen Metal im Blut trägt und mich in gewisser Weise an den Werdegang von Kauan erinnert. Kaum wiederzuerkennen ist beispielsweise die Stimme von B.M. (wenn man diese nur von Skyforest her kennt), die hier ausschließlich mit klarem Gesang zu vernehmen ist und mehr an andere musikalische Projekte aus seiner Feder erinnert. Wer also eine direkte Fortführung von „Unity“ erwartet hat, darf zurecht enttäuscht sein. Oder auch nicht? Denn nur, weil „Harmony“ so anders ist, nämlich so viel sanfter und sanftmütiger, kann ich an der EP nichts Schlechtes finden. „Harmony“ wohnt nach wie vor eine naturverbundene Ehrfurcht inne, die schon „Unity“ so faszinierend machte. B.M. selbst bezeichnet sein neuestes Werk als einen Übergang vom Vorgängeralbum zu dem, was als nächstes kommen wird. Ich muss zugeben, dass meine Neugier geweckt ist. Klar, ich hätte mir ebenfalls eine stilistische Fortsetzung des bisherigen Schaffens gewünscht und war einigermaßen überrascht von dem, was ich letzten Endes zu hören bekam. Jedoch kommen der EP zwei Dinge zugute, die mich in diesem Fall ausmachen: Meine Neugier und meine Vorliebe für Kontraste.

Doch wonach genau klingt dieser Übergang, von dem B.M. spricht, denn eigentlich? Vor allen Dingen ist er ambientartig und irgendwie andächtig. Und auch wenn dieses Wort ein wenig zu oft in den letzten Jahren verwendet wurde: Entschleunigt. Denn mit den Elementen des Black Metals ist der Musik auch jede Form von Schnelligkeit genommen worden – ein Grund, warum „Harmony“ in manchen Ohren, die nicht so auf Entspannung stehen, einschläfernd klingen dürfte. Auf die Spitze treibt diese Ruhe der Song „Calm“, der seinem Namen im wahrsten Sinne des Wortes alle Ehren macht. Dass es bei all der Langsamkeit auch eine Spur schneller geht, beweist beispielsweise „First Rays of Dawn“, bei dem es sich ohne Zweifel (und mit einem Augenzwinkern versehen) um eines der „schnellsten“ Stücke der EP handeln dürfte. Der zweite Song, dem dieser Titel gebührt, ist das EP-Schlusslicht „Where I Belong“. Dieses Lied stellt nicht nur die musikalische Sinnfrage nach dem eigenen Platz in der Welt; er ist in der Tat auch eine Spur weit episch. Natürlich nur in dem Rahmen, in dem man Epik auf einer Entspannungs-CD erwarten kann. Der Titeltrack „Harmony“ bringt für mich insgesamt das Feeling der EP am besten auf den Punkt: Ich möchte all diesen Songs am liebsten nicht vor der heimischen Anlage lauschen, sondern auf einem bewaldeten Gipfel bei Sonnenaufgang, während der Morgennebel seine Bahnen in den Tälern zu meinen Füßen zieht.

Ich gebe zu, „Harmony“ hat mich zu Beginn auch auf dem falschen Fuß erwischt und ziemlich überrascht. Ich kann auch verstehen, dass nicht jeder den neuen Weg von Skyforest mitgehen möchte und dem Projekt nun lieber den Rücken zukehrt. Wer allerdings gerne einen Schwall Ambient-Musik in seiner Playlist hat, der kann bereits jetzt getrost dieser EP und vielleicht auch den zukünftigen Veröffentlichungen von Skyforest ein Ohr leihen.