Urgeist, allein schon dieser Name, aber ebenso der lange Titel dieses erweiterten Demo-Tapes (die davor ausgekoppelte CD-Fassung kam mit einem Song weniger aus) sowie das schöne, zu einer ausgiebigen Wanderung in der Natur einladende Cover-Foto bergen bereits eine ganze Fülle an ganz bestimmten Assoziationsmöglichkeiten in sich, so dass man unbewusst schon im Vorfeld in etwa weiß, was hier einen erwartet. Natürlich eine sehr urwüchsige und erdige, mit minimalen Mitteln und ominösen Gerätschaften aufgenommene Musik, eine Vermengung von Neofolk und Black Metal, die einer Hommage an die heimatliche Naturverehrung gleichkommt und so gar nicht in die moderne Welt passen möchte, die voll von falschem Glanz und künstlicher Gloria ist. Der Schweizer Künstler Nachtjeger, der 2015 mit diesem Projekt startete und dem Helvetic Underground Committee angehört, suhlt sich (wahrscheinlich nicht nur) gedanklich wohl viel lieber in den alpinen Traditionen seines schönen Landes als sich mit irgendwelchem unsinnigen Krimskrams der Moderne zu beschäftigen. Und die hier verarbeiteten Klänge sprechen zwar eine einfache, jedoch sehr eindeutige Sprache. Neben dem typischen, zum Atmosphärischen tendierenden Black Metal, verzaubern die hier zusammengewürfelten Aufnahmen vor allem durch die ruhigeren Akustikparts und -songs. Das Stück „Ds Wildes Widerspinst“ ist ein perfektes Beispiel für diese Symbiose. Insgesamt werden hier aus bunten Strohblumen und wohlduftenden Waldzweigen – und das schon in diesem sehr frühen Demo-Status – kernige Melodien und sich natürlich gebende Klänge gesponnen, welche die in Gipfeln und Wipfeln hausenden Urgeister herbeizurufen vermögen. Und in der tiefen Schwärze des Unterbewusstsein wird sich bei jedem Hörer garantiert auch etwas aus dem Schlaf des Vergessens rühren. Wer diese Erfahrung machen möchte, der möge sich nun sputen und sich noch eines der wenigen verbliebenen, auf nur 77 Stück limitierten Tapes von Temple Wolf Productions sichern.