Vegard – Call from the Forest

Vegard - Call from the Forest

Zwischen all den Blendern, welche mit grafischer Opulenz von ihren musikalisch dürftigen Machwerken ablenken, gibt es das ein oder andere Projekt, welches augenscheinlich erst mal nichts Neues oder gar Besonderes vollführt. Vegard ist so ein Projekt, welches eher minimalistisch daherkommt, denn mehr als ein paar Bäume und ein gängiges Schnörkellogo ziert „Call from the Forest“ nicht. Behäbig schleppt sich die Platte voran, keinerlei Ausbrüche in Sachen Geschwindigkeit, wenig Variation, stets derselbe Rhythmus mahlt sich durch die Stücke, und um es auf die Spitze zu treiben, knallt einem der Engländer am Schluss auch noch achtzehn Minuten Ambient um die Ohren.

Boah, ist das langweilig, könnte der geneigte Leser jetzt entgegnen. Und durchaus hat „Call from the Forest“ seine Längen, wirkt oftmals repetitiv und könnte grundsätzlich etwas mehr Abwechslung vertragen. Wer jedoch eine Musik-Empfehlung so aufbaut, der hat bestimmt auch ein großes ABER in petto und klar, das habe ich hier wohl, denn bei aller Gemächlichkeit, liefert Vegard tiefgehende Keyboard-Atmosphäre, welche qualitativ durchaus an Genre-Größen wie Evilfeast heranreichen mag. Grundsätzlich sind die drei Black-Metal-Stücke eher doomig langsam aufgebaut, reichlich Synth-Gewaber und genial verhalltes Geschrei (der Schreiberling hier liebt das!) erschaffen einen tranceartigen Zustand beim Hören, welcher sowohl an lauen Sommerabenden als auch im winterlichen Schneetreiben hervorragend funktionieren wird. Kleine Zwischenspiele wie das schöne „Veil of Winter“ bringen dann doch etwas Auflockerung hinein, wirken als Brückenbauer zwischen den drei Hauptstücken, welche voller Stolz und Erhabenheit in schlichter Ruhe voran zu marschieren vermögen.

Bereits genanntes Ambient-Stück lässt ein Lagerfeuer abbrennen, die Keys schlurfen burzumesk voran, leichte Variationen sorgen für winzige Aufhörmomente, grundsätzlich passiert aber in den achtzehn Minuten etwas zu wenig, um dauerhaft zu fesseln. Man mag das Stück einmal durchhören, zu mehr wird es bei den meisten (wissentlich) nicht kommen. Außer man hat sich auf die entstandene Trance so eingestellt, dass man im starren Urzustand verbleibt und letztendlich gen Somnia enteilt.

Grundsätzlich ist „Call from the Forest“ also eine Platte für alle Atmosphäre-Fetischisten, welche auch ohne großen melodischen Kapriolen sich an eher ruhigerem Black Metal erfreuen können. Menschen, die beispielsweise das Schaffen von Lustre mögen, werden hier definitiv ihre Freude haben. Vegard können jedoch qualitativ sicher mit dem nächsten Schlag noch mal um einiges zulegen, die Ansätze sind absolut da und die drei „richtigen“ Stücke machen Lust auf mehr.